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DIE GESCHICHTE DES BERITTENEN BOGENSCHIESSENS

Berichte und Videos 

In unseren Breitengraden ist das berittene Bogenschiessen leider so gut wie unbekannt. Mich selbst hat der Virus erwischt, als ich einen Bericht in einem deutschen Bogensport-Magazin gelesen habe. Danach habe ich alles verschlungen, was es im WWW an Informationen dazu gab. Besonders ansteckend sind dabei Videos von den diversen Schulen und Turnieren aus der ganzen Welt, speziell aus Ungarn, Polen und Frankreich.  Die besten habe ich gesammelt und hoffe, dass sie auch dich inspirieren werden, in diesen Sport reinzuschnuppern.

Über das Bild von einem Yabusame-Turnier der Frauen in Japan auf der rechten Seite gelangst du auf die Extra-Seite

Berichte und Videos.  Aber Vorsicht!!!!! Sie machen süchtig!  :-)

Video Yabusame
Die Geschichte

Die Geschichte des Sports

Erzählt man hier in der Schweiz jemandem vom berittenen Bogenschiessen, erntet man zumeist nur verständnislose Blicke. Dabei kann der Sport auf eine gut 3000 Jahre alte Geschichte zurückblicken.

 

In alten Hindu-Schriften wird sogar schon um 1700 vor Christus berichtet, dass in Indien vom Rücken von Elefanten aus mit Pfeil und Bogen geschossen wurde. Als erstes bekanntes Volk, das vom Pferd aus mit Pfeil und Bogen schoss, gelten allerdings die Assyrer, die in Mesopotamien (heute Teile der Türkei und Irak) lebten und die im 8. Jh v. Chr. sogar Ägypten und Babylonien beherrschten. Links oben eine Abbildung des assyrischen Königs Ashurbanipal auf der Jagd (Ausschnitt eines Reliefs auf dem Königspalast in Niniveh).

Skythischer Reiter

Sehr berühmt und durch Ausgrabungen gut erforscht sind auch die Skythen, ein ursprünglich aus dem Altai-Gebirge eingewandertes Reiternomadenvolk, das ab etwa dem 7. Jh. v. Chr. die Steppen des heutigen Südrusslands und der Ukraine bevölkerte. Man hat reich ausgestattete Gräber gefunden, in denen gefallene Krieger zusammen mit ihren unglaublich kunstvollen Kompositbögen und Pferden bestattet wurden. 

Skythische Krieger

Zwei Ethnien, die sich ebenfalls zu einem grossen Teil auf die berittene Kriegskunst verliessen, um ab 500 v. Chr. ihren Herrschaftsbereich in Vorderasien zu vergrössern, waren die Parther und Perser, wobei letztere sich vom heutigen Iran aus Richtung Aserbaidschan, Tadschikistan und Afghanistan ausbreiteten. Von den Parthern leitet sich der "Partherschuss" ab, bei denen die Kämpfer eine Flucht vortäuschten, um dann die Verfolger rückwärts gedreht in den Steigbügeln stehend einen nach dem anderen abzuschiessen. Dieser Partherschuss ist heute sozusagen der dritte Teil des Kassai-Wettkampfs, nur eben nicht mehr auf lebende Ziele.

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Perserreich um 500 v. Chr.
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Über die Schlachten, die schliesslich zu dem riesigen Perserreich führten, gibt es allerdings so viel zu berichten, dass es den hiesigen Platz sprengen würde. Wir verweisen in diesem Fall vertrauensvoll auf Wikipedia, bei denen man alles von Xerxes bis Alexander dem Grossen nachlesen kann.

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Ein weiteres Reiternomadenvolk, das sehr berühmt für seine weiten Eroberungen durch die berittene Kampfkunst war, waren die Hunnen ab dem 3 Jh. nach Christus. Sie stiessen vom nördlichen Kaukasus immer weiter Richtung Westen vor und lehrten unter ihrem berühmtesten Feldherrn Attila mit ihren schnellen berittenen Bogenschützen sogar die Römer das Fürchten. Erst die Schlacht auf den katalaunischen Feldern 451 n. Chr. bremste die Hunnen aus, so dass sie sich im Jahr darauf nach einem kurzen Vorstoss bis nach Italien wieder in die Ungarische Tiefebene zurückziehen mussten und mit dem Tod Attilas 453 n. Chr. an Macht verloren.

Hunnischer Reiter.png

Die Gefahr für Mitteleuropa durch berittene Bogenkämpfer war aber noch lange nicht gebannt: das ursprünglich aus dem Ural eingewandertes Nomadenvolk der Magyaren siedelte sich um 900 n. Chr. unter Fürst Arpad in der Pannonische Tiefebene an und unternahm von dort aus jahrzehntelang verheerende Raubzüge bis nach Frankreich und Spanien, die erst durch die gegen Otto den Grossen verlorene Schlacht auf dem Lechfeld 955 n. Chr beendet werden konnten.

Zsolt - magyarischer Reiter

Noch ein gefürchtetes Reitervolk waren die Tataren, ein überwiegend islamisch geprägtes Turkvolk, das sich vom Kaukasus bis an die polnische Ostsee ausbreitete und in der Schlacht bei Grunwald 1410 neben den Litauern gegen die Kolonisatoren des Deutschen Ordens durch seine berittene Kriegskunst Berühmtheit erlangte. Aber auch sie wurden vom Lauf der Geschichte wieder verschluckt. Heute existieren noch etwa 8 Millionen weltweit, davon 1,7 Millionen in der autonomen Republik Tatarstan westlich des Uralgebirges.

Dschingis Khan

Die meisten Menschen werden aber an die Mongolen unter Dschingis Khan denken, wenn sie von der Kampfkunst der berittenen Bogenschützen hören. 

Dschingis Khan (geboren als Temüdschin circa um 1160, gestorben wahrscheinlich am 18. August 1227) war ein Khan der Mongolen und Begründer des Mongolischen Reichs. Er vereinte die mongolischen Stämme und eroberte weite Teile Zentralasiens und Nordchinas. Seine Regierungszeit als erster Grosskhan der Mongolen dauerte von 1206 bis 1227.

Er vereinte die mongolischen Stämme auf dem Territorium der heutigen zentralen und nördlichen Mongolei und führte sie zum Sieg gegen mehrere benachbarte Völker.

Mongolische Reiter

Nach der Ernennung zum Großkhan aller Mongolen begann er mit der Eroberung weiterer Gebiete; im Osten bis an das Japanische Meer und im Westen bis zum Kaspischen Meer. Um dieses Reich zu verwalten, ließ er eine eigene Schrift entwickeln und setzte schriftliche und für alle verbindliche Gesetze durch. Nach seinem Tod wurde das Reich unter seinen Söhnen aufgeteilt und noch weiter vergrößert, fiel aber zwei Generationen später wieder auseinander, weil sich die Familien untereinander zerstritten.

Rechts siehst du eine Animation, die die immense Ausdehnung des mongolischen Reichs (rot) von 1206 bis 1294 zeigt. Danach zerfiel es in die Khanate der goldenen Horde (gelb), der Tschagatai (dunkelgrün), der Ilchanat (hellgrün) und der Yuan-Dynastie (lila). 

Wie konnte dieses Reich aber nur so gross werden? Dschingis Khan wusste, dass man in der Steppe nur überleben kann, wenn man mächtige Verbündete hat. Durch geschickte Diplomatie gepaart mit grenzenloser Grausamkeit gelang es ihm, seine Gegner nach und nach für sich zu gewinnen oder auszuschalten. 

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Mongolische Bogenreiter

Die Schlagkraft seiner Armee beruhte auf ihrer strengen Disziplin, ihrer Wendigkeit auf den zähen und ausdauernden Pferden, ihren Waffen und ihrer ausgefeilten Gefechtstaktik. Jeder Reiter führte zwei bis drei Pferde mit sich und konnte durch die damit immer gegebene Austauschmöglichkeit in kürzester Zeit große Entfernungen zurücklegen. Dabei machten sie unterwegs nur Rast zum Essen und Schlafen. Noch bis ins 15. Jahrhundert kam es zu Raubzügen nach Mitteleuropa. Die mongolischen Eroberungen in Europa wurden zum Staat der Goldenen Horde, der noch bis 1502 und somit mehr als ein Vierteljahrtausend lang eines der größten Reiche Europas war.

 

Die ausführliche und spannende Geschichte des mongolischen Reichs findest du auf Wikipedia.

Als das mongolische Reich um 1300 anfing, in seine vier Teile zu zerfallen, griff im Nordwesten Anatoliens der turkmenische Clanführer Osman I. mit seinen nomadischen Bogenkämpfern nach der Macht und dehnte seinen Herrschaftsbereich nach und nach in Richtung Nordwesten auf Kosten des damals geschwächten Byzantinischen Reiches aus, bis um Mitte des 15 Jh. Konstantinopel Sitz der osmanischen Sultane wurde.

Zur Zeit seiner größten Ausdehnung im 17. Jahrhundert erstreckte es sich von seinen Kernlanden Kleinasien bis weit nach Südosteuropa hinein. Jahrhundertelang beanspruchte das Osmanische Reich politisch, militärisch und wirtschaftlich eine europäische Großmachtrolle. Ab dem 18. bis ins späte 19. Jahrhundert hinein rang es mit dem russischen Zarenreich um die Herrschaft über die Schwarzmeerregion. Durch die ununterbrochen intensiven politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen ist die Geschichte des Osmanischen Reichs eng mit derjenigen Westeuropas verbunden.

Die traditionelle Disziplin des Quabaq

Parallel zu den Osmanen nutzten auch die Mameluken (ursprünglich Militärsklaven türkischer oder kaukasischer Herkunft) ihre über die Zeit erworbene dominierende Stellung als Heerführer nicht selten, um eigene Reiche in der Region Kleinasiens bis nach Indien zu begründen. In Ägypten konnten sich die Mameluken noch bis zur Invasion Napoleons 1798 als lokale Herrscherelite halten.

 

Osmanische Bogenreiter bei der Bärenjagd

Im oberen Foto ist die Tradition des Quabaq dargestellt, bei dem in vollem Galopp auf einen an einem 7 Meter hohen Pfahl gehängten Kürbis (Qabaq) geschossen wurde. Diese Disziplin wird heute noch weltweit an internationalen Wettkämpfen ausgeübt.

Links sehen wir osmanische Sultane bei der Bärenjagd. Interessant ist auf diesem Foto, dass die Zügel der Pferde am Daumenring der Reiter befestigt sind, so dass sie damit Pfeile abschiessen und sofort wieder ihre Pferde lenken können.

Eines der wenigen Länder, in denen sich das berittene Bogenschiessen trotz des Aufkommens der modernen Feuerwaffen quer durch die Jahrhunderte bis heute bewahrt hat, ist Japan mit seinem "Yabusame"

In der Kamakura-Zeit (1192–1334) wurde das berittene Bogenschiessen dort als militärische Trainingsübung genutzt, um die Samurai kriegsbereit zu halten. Schlechte Schützen konnten sich sogar veranlasst sehen, Seppuku (ritueller Selbstmord mit dem Schwert) zu begehen. 

Nach einer katastrophal verlorenen Schlacht 1575 bei Nagashino, bei der die Kavallerie der Takeda nahezu vernichtet wurde, wurde es kurzzeitig still um diese Kampfkunst, aber schon um 1700 wurde sie vom Shogun Tokugawa Yoshimune als Tradition wiederbelebt und bis heute bei rituellen Vorführungen vor den heiligen Schreinen in Kamakura oder Samukawa gezeigt. Dadurch, dass es in Japan aber fast unerschwinglich ist, ein Pferd zu mieten, geschweige denn zu halten, gibt es heute höchstens noch 50 gute Schützen in Japan.

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Der Fotograf Moriyama Masatomo hat diese beeindruckende Zeremonie mit ihren aufwändigen Gewändern und eleganten langen Kyudo-Bögen in einem absolut sehenswerten Facebook-Album festgehalten. Und hier findest du noch ein Video über die farbenprächtige weibliche Variante des Yabusame.

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Erwähnenswert ist auch noch, dass sich auch in Korea das berittene Bogenschiessen bis heute gehalten hat. Man hat Wandmalereien in Gräbern gefunden, die auf die Zeit 100 bis 700 nach Christus datieren und wo berittene Bogenschützen bei der Jagd und im Wettkampf dargestellt wurden. Die WHAF (World Horseback Archery Federation mit Sitz in Seoul, Vorsitzender Young-Sup Kim) organisiert seit 2004 unter dem Patronat der UNESCO jedes Jahr in Sokcho ein grosses Turnier in der koreanischen Disziplin mit extrem rasanten Pferden plus Vorführungen in der Teamsportart Mogu.

Hier findest du sehr beeindruckende Bilder von diesen vielfältig bunten Turnieren.

"Und wo bleiben die Indianer?", wirst du jetzt sagen. Auch wenn sie sich durch Winnetou & Co unauslöschlich in unsere kindliche Erinnerung gebrannt haben: die Indianer haben eine vergleichsweise kurze Tradition des berittenen Bogenschiessens. Sie jagten zwar schon zweieinhalb Jahrtausende mit Pfeil und Bogen, bevor die Spanier Amerika entdeckten. Diese führten aber erst um 1550 Pferde auf dem amerikanischen Kontinent ein, die die Indianer dann teilweise als Geschenk erhielten oder mit der Zeit erbeuteten. Mit diesen jagten sie die grossen Bisonherden, bis diese wiederum durch die modern bewaffneten weissen Siedler und Soldaten um 1885 ausgerottet wurden. So ging diese indianische Jagdkunst erstmal wieder vergessen.

Ein sehr interessantes Buch über die Indianer findest du unter dem Menüpunkt Literatur. Mitgeschrieben wurde es von einem der führendsten Bogenreiter und Bogenbauer Amerikas, Lukas Novotny. In den letzten Jahren erlebt der Sport in Amerika ein riesiges Revival und es entstehen viele neue Trainingsgruppen.

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Horseback Archery Manual by Claire and Dan Sawyer - BHAA

Über alle dickgedruckten Namen der verschiedenen Völker kann man auf Wikipedia noch viel genauer nachlesen, was wir hier aus Platzgründen nicht mehr unterbringen können. Nimm dir die Zeit, es ist wirklich mega spannend.

 

Ebenso sind diese ganzen  Völker und Schlachten am Ende der englischsprachigen „Bogenreiterbibel“ der British Horseback Archery Association (BHAA) sehr übersichtlich aufgeführt und beschrieben. Dieses unglaublich ausführliche Handbuch "Horseback Archery: ancient art to modern sport" der beiden aktiven Bogenreiter Claire & Dan Sawyer werden wir auf dieser Website sicher noch öfters zitieren. Mehr darüber findest du am Ende dieser Webseite unter dem Menüpunkt Literatur.

Geschichte des berittenen Bogenschiessens in einer Tabelle

Erst die modernen Massenvernichtungswaffen liessen die erstaunliche Kampftechnik der berittenen Bogenschützen in den meisten Ländern in Vergessenheit geraten - bis sich in den 80er Jahren ein ungarischer Bogenbauer für die Geschichte seiner Vorfahren zu interessieren begann.....

Lajos Kassai

Rhythmus und Balance - die spannende Geschichte von Lajos Kassai

Lajos Kassai kann man getrost als den Vater des europäischen berittenen Bogenschiessens bezeichnen.

 

Der ungarische Bogenbauer entwickelte Ende der Achtziger Jahre aus seiner Faszination für die berittene Kampfkunst seiner Vorfahren einen Sport mit einer speziellen Art von Turnier, das inzwischen als "Original Kassai System" geschützt ist. Er betreibt eine berühmte Schule in einem Tal bei Kaposmérö südlich des Balaton, in der man jeden ersten Samstag im Monat beim Tag der offenen Tür einen Einblick in das Training seiner Schüler bekommen kann. Er ist ständig unterwegs, um überall auf der Welt neue und nach seinem System gebaute Turnierbahnen einzuweihen. Ausserdem hält er mehrere Weltrekorde im berittenen Bogenschiessen und nimmt immer wieder an grossen Reitershows teil, um den Sport bekannter zu machen.

Bis zu seinem heutigen Erfolg war es aber ein weiter Weg,

den Kassai ausführlich in seinem 2002 veröffentlichten 

Buch "Bogenschiessen vom Pferd" beschreibt.......

 Meine Reitkenntnisse erwarb ich mir zwischen all den Stürzen in jenen kurzen Zeiträumen, in denen ich mich auf dem Pferderücken halten konnte. Mein Freund Vince Paladi lieh mir oft sein Pferd "Pajkos" (auf deutsch "Schelm"), ein etwas eigensinniges Tier. Mit Pajkos zusammen musste ich mir keine Gedanken über unsere Reitstrecke machen und er nahm mir auch die Entscheidung ab, wo und wann wir anhalten würden. Während wir einen Waldweg entlang galoppierten, fühlte er oft das plötzliche Bedürfnis, in die Bäume hineinzujagen, was mich natürlich von seinem Rücken fegte. Oft zog er mich, einen Fuss im Steigbügel, hinter sich her. Diese Art über Land zu reiten ist eher unbequem. Seine plötzlichen Rhythmus- und Richtungswechsel verliehen meinen monotonen Ausritten etwas Farbe, besonders, wenn die Wege nass und matschig waren. Bei solchen Gelegenheiten fiel das Pferd normalerweise auf mich. Die einzigen Gelegenheiten, die Schönheit der Landschaft in Zselic zu geniessen, bestanden darin, sie mit dem Kopf in ihrer Erde zu betrachten. Pajkos war ein niedliches kleines Pferdchen, das eine wunderbare Ergänzung zu meinen eher unperfekten Reitkenntnissen bildete.

Eines Tages, als wir auf unserer üblichen Tour waren, zog ich mit aller Kraft an den Zügeln in der mir bekannten Art und Weise, die normalerweise dazu führte, dass das Pferd ein bisschen beschleunigte. Durch die Tränen, die der Wind aus meinen Augen trieb, formte sich das Bild eines Tals. Da kam mein treuer Begleiter zu einem plötzlichen Stillstand. Eine letzte lustvolle Woge von Todesangst durchströmte mich wie eine kalte Dusche, nur um von einem Gefühl ersetzt zu werden, da ich noch nie erlebt hatte. 

Das Tal, in dem wir uns befanden, bildete eine Sackgasse. Wir waren am Ende des Weges angelangt, dem Pferd bleib keine Möglichkeit mehr weiterzulaufen, ausser die steilen Felswände zu erklimmen. In einer für ihn völlig ungewöhnlichen Art und Weise bleib er einfach stehen und ich versuchte, meine Gefühle zu verstehen. Es fühlte sich an, als ob man seinen Platz in der Welt plötzlich gefunden hat. 

Nun, ich hatte ihn gefunden. Ich hatte mein Tal gefunden. 

In diesem Buch beschreibt er den langen und oft steinigen Weg, wie er über viele Jahre hinweg seine ganz eigene Art des berittenen Bogenschiessens entwickelte und sich trotz zahlreicher Rückschläge nicht entmutigen liess. Er orientierte sich dabei eng am traditionellen Stil der Hunnen und Magyaren, musste aber von deren Daumentechnik auf die mediterrane Schiesstechnik ausweichen, da ihm das erste Daumenglied der rechten Hand fehlt.

In der ersten Hälfte des Buchs erklärt er ausführlich, wie eine Turnierbahn angelegt sein sollte, was für nützliche Vorübungen man am Boden machen kann, um den auf dem Pferd benötigten Rhythmus und die eigene Balance zu trainieren und wie man sein Pferd an Pfeil und Bogen gewöhnt.

Ich richte meine Konzentration immer hinter das Ziel, nicht auf seine Oberfläche, das verhilft mir zu grösserer Tiefe und Stabilität im Moment des Lösens des Schusses. Auflegen, zielen, schiessen. Kein Warten, es ist eine einzige Bewegung. Wir müssen uns daran gewöhnen, jede emotionale Reaktion auf den Schuss zu vermeiden, die uns aus dem Gleichgewicht bringen könnte. ... All unsere Aufmerksamkeit müssen wir auf die Gegenwart richten, uns mit aller Macht auf den Augenblick konzentrieren. ... Ich muss darauf achten, dem Ziel mit meinem ganzen Körper zu folgen, mich langsam und gleichmässig zu drehen und dabei über dem Schwerpunkt des Pferdes zu bleiben. 

Wenn du nur einen Tag nicht trainierst, wirst du es merken.

Wenn du zwei Tage nicht trainierst, wird dein Trainer es merken.

Wenn du drei Tage nicht trainierst, werden alle es merken.  

...wer sich von diesen Schwierigkeiten nicht abhalten lässt,

wird einen uneinholbaren Vorsprung vor denen gewinnen,

die den Weg des geringsten Widerstands wählen.

Ich habe immer alles ausprobieren wollen und gesagt, dass nur Dumme aus den Fehlern der anderen lernen wollen,

da nichts wichtiger ist als persönliche Erfahrung. Wissen ist unser einziger Schatz, der uns nicht genommen werden kann,

während er gleichzeitig die aristokratischste Sache der Welt ist. 

Mehr Infos über das spannende Buch von Lajos Kassai findest du unter dem Menüpunkt "Literatur" am Ende dieser Seite

Der Sport heute

Der Sport heute

Angestossen durch Lajos Kassai hat das berittene Bogenschiessen inzwischen einen Siegeszug rund um die Welt angetreten. Während wir Schweizer noch mit mangelnden Trainingsmöglichkeiten aufgrund des Platzmangels zu kämpfen haben, bietet in Frankreich inzwischen jeder kleine Ponyclub Kurse an und schon siebenjährige Knirpse auf Shetlandponys schiessen wie die Teufel  (siehe Video rechts aus der Bogenreitschule von Benedicte Vieillard Opoix in Jouy-le-Châtel). So wundert es niemanden, dass sich die "alten Hasen" immer heftiger gegen das Nachdrängen  der "jungen Wilden" verteidigen müssen.
 

Die UNESCO hat das berittene Bogenschiessen inzwischen in das schützenswerte Weltkulturerbe aufgenommen und unter ihrem Patronat werden seit wenigen Jahren auch Turniere im Iran, der Mongolei, Kasachstan oder Kirgisistan veranstaltet - also den Ländern, aus denen der Sport eigentlich ursprünglich kommt. In der Mongolei werden Kinder seit kurzem wieder im berittenen Bogenschiessen unterrichtet und es gibt Bestrebungen, es zusammen mit dem Ringkampf, dem Bogenschiessen und den Pferderennen wieder in die offiziellen traditionellen Wettkampfsportarten des Naadam aufzunehmen, des grössten nationalen mongolischen Festes.
 

Der Sport entwickelt sich stetig weiter und in Ländern wie Polen, Finnland, Australien, Amerika und der Türkei werden kreative neue Disziplinen entwickelt (Polish Track, Aussie Track, Texas Triple, Five Demons, Turkish Tabla und viele mehr). So spannend diese Entwicklung ist, so schwierig ist es, weltweit in Bezug auf internationale Turnierregeln auf einen Nenner zu kommen. Hier sind die WHAF (World Horseback Archery Federation) sowie die IHAA schwer gefordert. Dazu mehr im nächsten Punkt....

Vor allem aber soll der Spass und das freundschaftliche Zusammentreffen auf den Trainings und Turnieren im Vordergrund stehen, auch wenn die Events immer grösser werden und mehr und mehr Geld ins Spiel kommt. Dieses gemeinschaftliche Ziel hat sich unser Verein "Berittenes Bogenschiessen Schweiz" gross auf die Fahnen geschrieben und jeder von uns kann es gemäss seinen Möglichkeiten tatkräftig unterstützen. Am einfachsten mit einer Mitgliedschaft im Verein oder eine Spende, aber auch, indem er an Events teilnimmt, sie als Zuschauer besucht oder darüber berichtet. Gerne darfst du erstmal auch nur unserer Facebook-Gruppe beitreten, um dich ganz unkompliziert über die neuesten Entwicklungen und Turniere zu informieren.

Die IHAA

Die IHAA - International Horseback Alliance Association

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Die Vereinigung IHAA hat es sich zum Ziel gesetzt, alle berittenen Bogenschützen weltweit zusammenzubringen und den Sport weiter zu professionalisieren.

Sie richtet alle zwei Jahre eine Europameisterschaft (die erste 2017 in Lamotte-Beuvron, Frankreich) und abwechselnd damit alle zwei Jahre eine Weltmeisterschaft (die erste 2018 in Pòmaz, Ungarn) aus. Dafür erarbeitet sie aufgrund der bereits bestehenden weltweiten Turnierregeln (die sich von Land zu Land teilweise massiv unterscheiden) einheitliche Turnierregeln, damit Turnierergebnisse auch weltweit miteinander verglichen werden können. Wer die ständigen Querelen der europäischen Union kennt, kann sich aber in etwa vorstellen, was sich diese weltweite Vereinigung für eine Sisyphusarbeit vorgenommen hat. Da aber der momentane Präsident der IHAA, Alan Le Gall vom Trainingszentrum Domaine de Gauchoux in Frankreich, ein extrem diplomatischer, kommunikativer und international bereits gut vernetzter Mensch ist, kann man dieser Entwicklung sicher gelassen entgegensehen.

Unser Verein vertritt offiziell die Schweiz bei der IHAA, die Schweizer Repräsentantin ist unsere Präsidentin Denise Locher. Solltet Ihr Fragen haben, könnt ihr sie gerne per Mail kontaktieren, sie kennt sich prima mit allem rund um die IHAA aus.

Postal Matches der IHAA

 

Sich weltweit miteinander zu messen, ohne dafür in einen Flieger steigen zu müssen (was für Normalsterbliche mit dem eigenen Pferd sowieso unmöglich wäre), ist keine neue Idee, sondern wird schon lang von den "normalen" Bodenschützen praktiziert. Die IHAA schreibt alle zwei Monate ein neues Postal Match aus und inzwischen machen Hunderte von Bogenreitern weltweit mit. Die Turnierarten werden dabei jedes Mal von einem anderen Verein aus einem anderen Land vorgegeben, damit es spannend bleibt. Vorherrschend ist meist die ungarische und koreanische Disziplin, aber es gibt auch immer wieder zusätzliche Testvarianten, wie z.B. das traditionelle Tabla-Turnier des sympathischen Türken Emrah Koç. Das Schöne ist dabei, dass man sich im eigenen Stall oder Verein vor Ort treffen und die Postal Matches mit dem eigenen, vertrauten Pferd reiten kann.

Man braucht keine aufwändige Zeitmessanlage und meist nicht mal eine 90-Meter-Bahn. Was man allerdings braucht, sind die Score Sheets, die man sich von der IHAA-Website runterladen kann und immer mindestens einen Zeugen, der die Ergebnisse mitschreibt. Ehrlichkeit ist hier natürlich Ehrensache! Diese Ergebnisse reicht man dann einfach über die Website ein und nach zwei Monaten steht das aktuell ausgewertete Ranking online.

Eine tolle und spannende Sache für Leute, die sich gerne mit anderen messen möchten, aber nicht die Möglichkeit haben, auf nationale oder internationale Turniere zu gehen. Weitere Informationen über die aktuellen Postal Matches findest du ebenfalls unter www.horsebackarchery.info.


Wenn wir vom Verein uns zu einem Postal Match treffen, posten wir es übrigens immer in der Facebook-Gruppe "Berittenes Bogenschiessen Schweiz", zu der du dich gerne anmelden darfst.

Grading-System

Grading-System der IHAA

 

Bei Turnieren, die in der Schweiz oder weltweit offiziell nach IHAA-Regeln geritten werden, kann man sich seine Ergebnisse für die Gradings der IHAA anrechnen lassen. Dieses System ist dazu gedacht, die fortschreitenden Leistungen aller bei Wettkämpfen startenden Bogenschützen weltweit beobachten und vergleichen zu können. Aufgrund einer genauen Analyse der bisherigen weltweiten Turnierergebnisse wurde ein Ranking von S1 bis S4 (Students Level) und HA1 bis HA9 (Professional Level) erstellt. Auf den Turnieren der IHAA helfen diese Gradings, dass Starter ähnlicher Levels sich miteinander messen können, denn die Leistungsunterschiede sind inzwischen immens. Aber auch für einen persönlich kann ein solches Gradingsystem sehr motivierend und hilfreich sein, um die eigenen Fortschritte einschätzen zu können und sich mit anderen zu messen. Für die Gradings gibt es sowohl  ein Schritt-, Trab- und natürlich Galopp-Level, was auch Anfänger und Kinder ermutigen soll, ins Grading-System einzusteigen. Wenn es in einem Land mal zu viele Bogenreiter hat, die gerne an Europa- oder Weltmeisterschaften der IHAA starten wollen, dass eine Auswahl unter ihnen getroffen werden muss, kann solch ein Gradingsystem auch hier bei der Entscheidung helfen, wer schlussendlich an die grossen Turniere fährt, um das Land auch optimal zu repräsentieren.

Bei uns in der Schweiz beglückwünschen wir folgende Bogenreiter*innen zu Ihren absolvierten Gradings:

 

 HB5 - Roger Ittig

HB4 - Andri Marugg

HB3 - Janusch Ittig und Samuel Gugolz

HB1 - Denise Locher und Lino Dutoit

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Grading H1-H8.png

Mehr Informationen und wie du dich in der Schweiz für Gradings anmeldest, findest du unter den folgenden unter den Buttons hinterlegten pdf-Dateien:

Deine für die Gradings relevanten Turnierergebnisse und die aller weltweit stattfindenden IHAA-Turniere findest du auf der Website www.ihaa.eu. 

Auf der englischsprachigen Website der IHAA www.ihaa.info können sich auch andere Nationalitäten über Gradings informieren.

Literatur

Literatur über das berittene Bogenschiessen

Es soll ja glücklicherweise immer noch Menschen geben, die gerne ein echtes Buch in der Hand haben, um sich einen Sport parallel zum physischen Training auch noch in der theoretischen Tiefe anzueignen oder um noch Feinheiten nachzuschlagen. Auf Deutsch gibt es bisher leider nur wenige Veröffentlichungen zum Thema, aber auf Englisch gibt es doch noch einiges für Leseratten......

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Bogenschiessen vom Pferd

von

Lajos Kassai, Ungarn 

Der Mann, der die Kampfkunst des berittenen Bogenschiessens in den Achtzigerjahren für sich entdeckte und einen Sport daraus entwickelte, hat 2002 ein Buch über seine Anfänge und seinen spirituellen Weg geschrieben. 

Man findet in der ersten Hälfte viele hilfreiche Tipps, wie man Pferde an den Sport gewöhnt und einen Trainingsplan für sich selbst aufbaut. Es wird dabei nur die mediterrane Schiesstechnik beschrieben.

Weiter oben findest du mehrere Auszüge aus diesem Buch.

 

Du findest es neu und gebraucht auf Amazon für 30 bis 45 Euro. Es hat 174 Seiten und existiert auch auf Ungarisch, Englisch, Russisch und Chinesisch.

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